Mitte März wandte sich das JAZ mit folgender Anfrage an das IFFM. Der Deutschlehrer Henning Ziemann wolle gern noch diesen Monat mit seinem Deutschkurs einen Fahrradausflug machen. Ob wir so etwas auch anbieten?

Das war nun sehr kurzfristig, doch wir hatten Glück, dass Anette Gierhake Zeit und Lust hatte, diese Aufgabe zu übernehmen. Die Orte, die ich ihr vorschlug, gefielen ihr auch, und sie arbeitete kurzerhand eine wunderschöne Route aus. So konnten wir tatsächlich am Montag, dem 21. März starten.

Dieser Tag war für einige der Teilnehmer etwas ganz Besonderes, da es das kurdische Neujahrsfest war. Schon am JAZ wurden wir deshalb mit Süßigkeiten zur Feier des Tages begrüßt. Der Lehrer Herr Ziemann sah noch einmal die Räder an, und schon konnte die Gruppe mit 11 Flüchtlingen und uns starten.

Die Männer waren zwischen 25 und 45 Jahre alt und kamen überwiegend aus Syrien. Lediglich 2 Teilnehmer kamen aus Albanien und dem Kosovo. Anette Gierhake, die die Strecke ja ausgetüffelt hatte, fuhr voraus und ich bildete mit der gelben Warnweste das Schlusslicht. Ab ging es von der Kinderhauserstrasse über die Gasselstiege zum 1. Haltepunkt, dem Schloss Wilkinghege. Annette berichtete den Männern von der Geschichte dieses Hauses bevor die ersten Fotos entstanden. Weiter ging es bei kräftigem Frühlingswind quer durch die Felder in Richtung Haus Rüschhaus. Dabei erwischte uns ein durchaus typischer, kräftiger Regenschauer. Doch das gehört ja im Münsterland dazu. So hat es bestimmt auch die große Dichterin Annette von Droste Hülshoff damals erlebt, auf deren Spuren wir unterwegs waren. Vorbei am Haus Spital erreichten wir nach zügiger Fahrt das Rüschhaus. Als wir es erreichten, sagte einer der Syrer, es sähe aus, wie sein Haus in Aleppo. Daraufhin zeigte er uns ein Foto eines 400 Jahre alten Hauses, das nun zerstört war. Wir gingen zunächst in den Park, wo die Teilnehmer u. a. die Statuen sahen, die die 4 Elemente darstellen.

Gerade als wir wieder aufbrechen wollten, traf der Verwalter ein, der uns nett begrüßte. Als er hörte, wir seien auf den Spuren von Annette von Droste Hülshoff unterwegs und die Männer die hiesige Kultur kennenlernten möchten, machte er uns ein großzügiges Angebot, das wir gerne annahmen. Eigentlich würde das Rüschhaus erst am kommenden Tag für die Sommersaison wieder geöffnet, doch wenn wir Interesse hätten, würde er dieser speziellen Gruppe jetzt schon eine Führung anbieten. So sahen die Männer was Conrad Schlaun damals erbaut hatte, auch von innen, und konnten einen Eindruck gewinnen, wie die Dichterin damals mit ihrer Mutter gelebt hat. Es gab viele interessierte Nachfragen. So bestaunten sie u.a. auch die Tapete, die noch aus Annettes Tagen unbeschädigt die Wand schmückt, sowie die Muschel-und Steine-Sammlung der Naturfreundin. Sie erhielten einen Eindruck, wie die Menschen damals lebten.

Nach einer herzlichen Verabschiedung und großem Dank für die Extra-Führung schwangen wir uns wieder auf die Räder in Richtung Burg Hülshoff. Die Ankunft dort war etwas ganz Besonderes, da das Künstlerinnen Forum Münster e.V. gerade dabei war, ihre Ausstellung „Altes Stroh zu neuem Gold“, die vom 03.04.-08.05. in der Vorburg zu sehen seien wird, aufzubauen. Dazu gehörte auch ein riesiger Stein, der sich noch auf im Auto befand und nun an die richtige Stelle transportiert werden musste. Doch wie??? Als die Männer unserer Gruppe das sahen, schritten sie sofort zur Tat. Acht von ihnen griffen diesen riesigen Stein und trugen ihn genau an die gewünschte Stelle. Das lachende Staunen des Künstlerinnen Forums kann sich bestimmt jeder lebhaft vorstellen.

Anschließend gab es die wohlverdiente Rast im Park bevor wir gemeinsam in das Restaurant im Burgkeller hinabstiegen, wo die Gruppe vom IFFM zu Kaffee und Tee eingeladen wurde. In fröhlicher Runde genossen wir diese Rast bevor wir den Rückweg nach Münster auf einer anderen Strecke antraten. Diesmal sah man richtig, dass wir entlang der Aa unterwegs waren, die und dann auch zum Aasee und Haus Kump mit seinem alten Speicher führte, den die Männer natürlich alle erklommen. Wieder erzählte Anette Gierhake ausgiebig die Geschichte dieses ältesten Speichers im Münsterland. Wobei die syrischen Teilnehmer verständlicherweise darauf hinwiesen, dass es in Syrien viel ältere Bauten gäbe.

Begeistert waren sie aber auch von den Pferden des Reitervereins St. Georg, die sie gleich daneben bestaunen konnten. Vorbei an der Bockwindmühle ging es dann wieder zurück zum JAZ, wo alle nach einer 6-stündigen Fahrradtour voller Eindrücke über das Münsterland wieder eintrafen. Am 01. April, als sie ihre Bescheinigungen für den erfolgreich absolvierten Deutschkurs erhielten, überreichte ich im Namen des IFFM, jedem der 11 Teilnehmer eine Bescheinigung über ihre Teilnahme am „Fahrradkultur in Münster/ Münsterland erfahren und erleben“, bevor wir zum Abschluss alle noch einmal gemeinsam frühstückten.

Ich glaube allen Teilnehmern vermittelte diese Tour einen guten Einblick in die Natur und Kultur des Münsterlandes und bleibt bei jedem in guter Erinnerung.

Brigitte Thomas, IFFM-Vorstand.